Hinter den Kulissen

Im Projekt „Digitale Dörfer“ zeigt das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE, wie sich durch die Digitalisierung neue Chancen für ländliche Regionen auftun.

Das Projekt „Digitale Dörfer“ ist im Sommer 2015 mit dem Ziel gestartet die Herausforderungen des heutigen Lebens in ländlichen Regionen in Bezug zur Digitalisierung zu untersuchen. Seit diesem Zeitpunkt entstehen im Projekt Konzepte und Lösungen, die die Chancen einer ganzheitlichen Betrachtungsweise des Themas der Digitalisierung im Sinne eines digitalen Ökosystems aufzeigen.

Das, vom Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz, dem Fraunhofer IESE und der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz geförderte Projekt „Digitale Dörfer“ gilt dabei als Vorreiter für viele andere Initiativen, die seitdem in Deutschland entstanden sind. Sie wollen mit uns gemeinsam digitale Dienste auch im ländlichen Raum anwendbar machen.

In der ersten Projektphase von Juli 2015 bis Dezember 2016 haben wir, gemeinsam mit den Einwohnern der drei Verbandsgemeinden Betzdorf-Gebhardshain, Eisenberg und Göllheim in Rheinland-Pfalz, verschiedene Mitmachszenarien zur Stärkung des Wir-Gefühls innerhalb der ländlichen Gemeinschaft durchgeführt. Hierbei lag der Schwerpunkt des Projekts auf der lokalen Nahversorgung in Kombination mit ehrenamtlich beteiligten Bürgerinnen und Bürgern. Die in dieser Phase entwickelten Angebote stehen allen übrigen Kommunen auch als Kaufangebot zur Verfügung.

Die BestellBar ist eine ganz neue Art des Online-Marktplatzes. Sie vereint die Vorteile des Online-Shoppings mit denen des Einkaufens beim Händler vor Ort. Einzelhändler der Region präsentieren ihre Produkte, welche Bürger online bestellen können. Möchte man seine Waren nicht persönlich abholen, können Pakete mit Hilfe der LieferBar von Freiwilligen oder professionellen Kurieren vorbeigebracht werden. Somit unterstützt man die wohlbekannten Händler seiner Region, deren Produkte man schätzt. Gleichzeitig kann man bequem von zu Hause aus seinen Warenkorb füllen und zu sich liefern lassen.

Die LieferBar ist der Mitbring-Service für die Gemeinde. Hier können Bürger sehen, welche Pakete aus dem lokalen Online-Shop „BestellBar“ noch auf Auslieferung warten und diese ihren Nachbarn gleich mitbringen. Für die Zustellung der Pakete erhält der Bürger DigiTaler, die jedoch nur ein Teil der Motivation zur Teilnahme sind. Durch die freiwillig geleisteten Lieferungen hat man nicht nur das Gefühl etwas Gutes getan zu haben, sondern lernt jede Menge neue Leute aus der Gemeinde kennen.

Von 2017 bis 2020 sind in der zweiten Projektphase die Themenfelder Mobilität und vor allem Kommunikation hinzugekommen. Auch hier wurden bereits gemeinsam mit Kommune und Bürgern erste Lösungen entwickelt, die andere Kommunen zugänglich sind.

Die DorfNews sind ein lokales Onlineportal. Ziel ist es, damit lokale Informationen schnell zu den Bürgern zu bringen. Es können Veranstaltungen, aktuelle Meldungen, Öffnungszeiten z.B. für das Bürgerbüro und das lokale Wetter abgerufen werden. Bürger, die Vereine und Unternehmen werden dabei eingebunden.

Mit dem DorfFunk als Kommunikationszentrale der Regionen können Bürger ihre Hilfe anbieten, Gesuche einstellen oder einfach nur zwanglos miteinander plauschen. Da auch die Neuigkeiten aus den DorfNews gefunkt werden, bleiben Sie dabei immer auf dem Laufenden. Auch der Draht zwischen Gemeinde und Bürgern glüht dank des DorfFunks – mit nur einem Funk können in Zukunft Vorschläge oder Mängel automatisch an die richtigen Gemeindemitarbeiter gesendet werden. Auch der Test von Chatbots ist angedacht, über die eingehende Fragen automatisiert beantwortet werden können.

Frei nach unserem Projektmotto: „Vom Land für’s Land“ entstanden und entstehen weiterhin, gemeinsam mit den Einwohnern, in den sogenannten Living Labs der Verbandsgemeinden weitere digitale Lösungen. So arbeiten wir hier aktuell im Thema Kommunikation an der LösBar. Diese soll den Austausch zwischen Bürger/innen und Verwaltung intensivieren.

Unter dem Titel „Digitale Dörfer 2.1“ zielte die dritte Phase darauf ab, übertragbare Projektergebnisse in Richtung alltagstauglicher Lösungen für die kommunale Zukunft zu entwickeln. Dazu wurden die Digitale-Dörfer-Plattform sowie die Pilotanwendungen in den Living Labs u. a. um weitere Funktionalitäten erweitert. Außerdem wurde auch eine Verstetigung der Modellkommunen als Digitale Dörfer angestrebt. Eine zuvor ungeahnte Wendung erfuhr das Projekt „Digitale Dörfer 2.1“ mit dem Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020. Als Reaktion auf den ersten Lockdown und als Maßnahme gegen die damit verbundenen Einschränkungen von Sozialkontakten wurden Teile der Digitale-Dörfer-Lösungen landesweit in Rheinland-Pfalz, Bayern, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern bereitgestellt.

Bereits zur Projektlaufzeit ab 2017 konnten interessierte Kommunen, Landkreise, Kommunale Zweckverbände und Vereine von den Lösungen profitieren und am Reallabor teilnehmen.