Unsere Hilfswissenschaftlerin Katharina Wagner hat nachgefragt. Ein Artikel und Interviews zum Thema Digitalisierung.

„Da geht nichts!“ das hört man oft, wenn es um den ländlichen Raum in Deutschland geht. Die jungen Leute ziehen in die Stadt, weil nicht nur beruflich, auch in Bezug auf Freizeitangebote scheint das Dorf nichtmehr wirklich attraktiv. Im Zeitalter der Digitalisierung gibt es jedoch viele Möglichkeiten die Freude am Leben in ländlichen Regionen neu zu denken. Aber was genau verstehen die Bewohner der ländlichen Gebiete unter Digitalisierung und wie sehen sie die zukünftigen Entwicklungen?

Die Vielfältigkeit des Themas wurde in den Interviews die ich geführt habe deutlich. In einem Punkt sind sich alle Befragten einig, die Digitalisierung ist eine Entwicklung und ein Trend der schnell wächst und sich in unseren Alltag integrieren wird. Die digitalen Dienste erhalten Einzug in Haushalte, Wirtschaft und in die Verwaltungsstrukturen der ländlichen Regionen. Sie sind sozusagen nicht „aufzuhalten“ und vereinfachten gleichzeitig viele Dinge, wie die Kommunikation und den Informationsfluss. Die Digitalisierung wird maßgeblich unseren Alltag beeinflussen und vieles verändern. In diesem Zusammenhang sprechen viele vom Breitbandausbau und dessen Notwendigkeit für eine funktionierende Digitalisierung der ländlichen Gebiete. Doch ist der mangelnde Breitbandausbau tatsächlich das zentrale Problem?

Wenn man den Befragten des Interviews Glauben schenken mag, ist der notwenige Netzausbau auf dem Land in vielen Regionen nicht das zentrale Problem. Vielmehr geht es darum Akzeptanz für die neuen Technologien zu erreichen und diese gewinnbringend einzusetzen.

„Wie sehen Sie das Thema der Digitalisierung, besonders im ländlich geprägten Raum?“

Auch hier sind die Befragten im Interview sich einig, die Chancen und Möglichkeiten der Vernetzung durch Digitalisierung sind in ländlich geprägten Gebieten enorm! Lebensqualität, Kommunikation und auch Mobilität können durch Digitalisierung nachhaltig verbessert werden und somit das alltägliche Leben in ländlichen Regionen vereinfachen. Im gleichen Zuge sprechen die meisten jedoch direkt die Defizite dieses Potenzials an „Sicherlich gibt es bereits viele Facebook Gruppen o.ä. in denen Bürgerinnen und Bürger sich über verschiedene Themen austauschen, es fehlt allerdings der zentrale Punkt wo alles zusammen läuft, hier kann Digitalisierung sinnvoll ansetzen“, so Dominik Magin.

Viele erhoffen sich ebenfalls eine Steigerung der Attraktivität bezüglich der Freizeitgestaltung. Gerade jüngere Leuten klagen über ein zu kleines Angebot und wünschen sich eine Plattform die ihnen die Möglichkeit bietet, sich besser in Gruppen zu organisieren, nicht zuletzt da die Hemmschwelle für Kommunikation online geringer ist.

Viele wünschen sich für die Zukunft eine überregionale Kommunikation um ganze Landabschnitte ganzheitlich zu verbinden. Da kommt der Gedanke „Sowas haben wir doch schon längst!“ – Internet Auftritt der Kommunen mit Veranstaltungskalendern, Apps wie WhatsApp, Facebook und co. – Eine Menge Gruppen und Informationen an vielen verschiedenen stellen. Und genau das ist der Punkt der es für viele schwierig macht, es fehlt ein zentraler Punkt der viele Dinge des Alltags bündelt und die Informationen kurz und prägnant auf digitalem Weg vermittelt. Kurzum „Make it simple!“ lautet das Motto, welches alle Befragten des Interviews für die digitale Zukunft der Dörfer sehen.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Hindernisse der Digitalisierung auf dem Land?

Bei dieser Frage im Verlauf der Interviews zeigten sich alle Befragten erneut in einem Punkt einig. Die Botschaft der Digitalisierung und alle Features die diese mit sich bringt, müssen bei den Nutzern, also den Bürgern, ankommen. Im Besonderen die älteren Bevölkerungsgruppen müssen an die Themen herangeführt werden und dies ist wohl die eigentliche Herausforderung für die Gemeinschaft, in den ländlichen Gebieten. Die Erfahrungen zeigen, dass die geeignetste Strategie das Ausprobieren der neuen Anwendungen darstellt und die Hemmschwellen so am besten überwunden werden. Hierfür gibt es viele Ideen, wie die Hilfestellung aussehen kann. Ob ein öffentliches Tablet mit verschiedenen Applikationen oder eine sprachgesteuerte Anwendung, die Fahrgemeinschaften o.ä. direkt organisiert. Die Ideen sind hier sehr vielseitig.

Das Dorf der Zukunft ist für die Befragten ein Ort, an welchem verbindende digitale Lösungen die Lebensqualität der Bewohner steigert und nachhaltig die überregionale Mobilität und Kommunikation sichert. Um dieses Ziel gemeinsam zu erreichen, muss die Gemeinschaft gefördert und die bestehenden Hemmschwellen überwunden werden. Denn nur dann kann die Digitalisierung allumfassend den gewünschten positiven Effekt für die Nutzer auf den Dörfern erbringen.

Für diesen Beitrag wurden folgende Personen interviewt: Bernd Brato (Bürgermeister der VG Betzdorf-Gebhardshain), Dominik Magin, Alberto Lara Garcia-Casarrubios (vom Projektteam Digitale Dörfer am Fraunhofer IESE), Kimberly Enders und Michelle Scherhag (beide Studentinnen und als Hiwi bzw. Praktikantin im Projektteam Digitale Dörfer tätig).